Jahresresümee 2023

Eröffnung der Ausstellung "PotsDamen" von Heike Isenmann und Dr. Dorothée Jansen, 2023

Frauenzentrum

 Im Frauenzentrum startete Sara Krieg als neue Mitarbeiterin für Veranstaltungen und Gruppenbetreuungen; Michaela Burkard konnte dadurch einen stärkeren Fokus auf Öffentlichkeitsarbeit und die politische Gremienarbeit setzen.

Wie jedes Jahr wurde der 8. März im Frauenzentrum groß gefeiert: Frauenfrühstück, eine Ausstellung, Schnitzeljagd, Buchvorstellung sowie die Lesung „Sie hat Bock“ von Katja Lewina im Potsdamer T-Werk boten zahlreiche Gelegenheiten, zusammen zu kommen. Auch politisch setzte das Frauenzentrum ein Zeichen und beteiligte sich an einer Demonstration und Kundgebung in der Innenstadt.

Unseren diesjährigen Hexenbesen verliehen wir an das Bündnis United Feminist Action.

Highlights des Jahres waren das Festival der Frauen im September sowie die Veranstaltung „That’s not Love!“ anlässlich des internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, die in Kooperation mit dem Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser stattfand.

2023 wurde das Frauenzentrum von den selbstorganisierten Gruppen rege genutzt. Vom gemeinsamen Kochen, Tischtennis, über eine türkische, eine eritreische und eine interkulturelle Gruppe bis hin zum spanischsprachigen Theater- und Singangebot für Kinder reichte die Vielfalt im Frauenzentrum.

Im Oktober verabschiedete der Verein Heiderose Gerber als geschäftsführende Vorstandsfrau in den wohlverdienten Ruhestand. Neue Geschäftsführerin ist Katrin Aechtner, die dem Frauenzentrum seit vielen Jahren als Mitarbeiterin verbunden ist.

2023 beschäftigten sich Vorstand und Geschäftsstelle mit dem Umzug in das neue Haus in der Potsdamer Mitte. Gemeinsam mit dem Frauenpolitischen Rat und dem Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser wurden Pläne für den Umzug und die gemeinsame Nutzung des Hauses geschmiedet.

 

 

Frauenhaus

Im Frauenhaus finden sie einen rettenden Zufluchtsort und eine Chance auf einen Neuanfang. Von Januar bis Anfang Dezember des Jahres 2023 fanden 29 Frauen und 27 Kinder einen sicheren Ort und Beistand im Frauenhaus Potsdam. Viele weitere Frauen mussten aufgrund fehlender Platzkapazitäten an andere Einrichtungen vermittelt werden.

Insbesondere die Zusammenarbeit mit Institutionen wie zum Beispiel Beratungsstellen, Polizei, Schulen und Anti-Gewalt-Projekten ermöglichte betroffenen Frauen den Zugang zum Frauenhaus.Um die Netzwerkarbeit kontinuierlich weiterzuentwickeln, lag ein besonderer Fokus auf der Verbesserung der Interventionskette. Hier sei besonders der Fachaustausch mit der Fachstelle Gewaltprävention Brandenburg und der Polizei erwähnt.

Die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses haben sich in Zusammenarbeit mit der Polizei und dem AK Opferschutz für den Aufbau eines wirksamen Hochrisikofallmanagements in Potsdam eingesetzt.

Dank großzügiger Spenden von privaten Personen und Institutionen, wie zum Beispiel die Bundesstiftung Gleichstellung und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten sowie in besonderem Maße Fördert Frau e.V., konnte das Frauenhaus zahlreiche kulturelle und gestalterische Projekte realisieren.

Genauso wie die jährlich wiederkehrenden Feste im Frauenhaus begangen wurden, standen Ausflüge in die Umgebung auf dem Programm. Seit vielen Jahren macht es unser Kooperationspartner KULTÜR Potsdam möglich, den Bewohnerinnen und ihren Kindern etwas kulturelle Ablenkung zu bieten.

Finanziert aus dem Brandenburg-Paket konnten dieses Jahr Dolmetscherdienste über Audio oder Video genutzt werden. Sowohl für die Frauen als auch für das Personal bedeutete das eine große Entlastung. Für die meist mittellosen Frauen stellte die Befreiung von den Unterbringungskosten seit 1. September eine große Hilfe dar.

Einige der Zimmer wurden im Laufe des Jahres renoviert, um eine gute Wohnatmosphäre zu erhalten.

Die angespannte Situation auf dem Wohnungsmarkt hatte zur Folge, dass sich die Zahl von Anfragen wohnungsloser Frauen erhöhte und die Dauer des Aufenthalts im Frauenhaus verlängerte.

Die finanzielle Unterstützung des Landes Brandenburg ermöglichte die Schaffung einer neuen Stelle für die fachliche Leitung der Anti-Gewalt-Projekte. Diese Entwicklung markiert einen wichtigen Schritt in Richtung langfristiger Wirksamkeit und Qualitätssicherung. Dazu passend plant das Frauenhaus, die Reichweite seiner Programme auszubauen und die Unterstützung für Frauen in Not kontinuierlich zu verbessern.

 

 

Beratungsstelle für Frauen und Mädchen

 Mit dem frischen Schwung des neuen Teams, welches sich in der vorherigen Jahreshälfte erfolgreich finden und einarbeiten konnte, startete die Beratungsstelle in das Jahr 2023.

Die Beratungsanfragen durch Betroffene oder Unterstützer*innen, die Vermittlung von Betroffenen durch andere Professionelle sowie die Nachfragen zu Info- und Sensibilisierungsveranstaltungen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt und Frauenschutz stiegen stetig an. Die Frauenberatungsstelle war von Jahresbeginn an ausgelastet und immer wieder zur Abweisung von Anfragen gezwungen. Auch Vermittlung war oft nicht möglich. Die Unterversorgung des Schutz- und Beratungsbedarfs gewaltbetroffener Frauen in Potsdam und Potsdam Mittelmark blieb über das ganze Jahr hinweg deutlich spürbar.

Freudig konnte die Beratungsstelle zum Jahresbeginn die Erweiterung des kostenlosen juristischen Beratungsangebotes verzeichnen: Dank des ehrenamtlichen Engagements von Anwältin Felicitas Warncke, kann die Frauenberatungsstelle nun wieder an jedem ersten Montag im Monat, zusätzlich zur kostenlosen Beratung durch Anwältin Katrin Möller an jedem 3. Montag im Monat, eine kostenlose Rechtsberatung für Frauen in Not anbieten.

Die Beratungsstelle führt eine Schulung beim Wach- und Wechseldienst der Polizei zur Sensibilisierung für und den Umgang mit gewaltbetroffenen Frauen bei polizeilichen Einsätzen durch; darüber hinaus gibt es über verschiedene Netzwerke Kontakte zur Polizei. Die Vermittlung zum proaktiven Beratungsangebot nach polizeilicher Intervention findet allerdings noch nicht in ausreichendem Maße statt.   Mit dem neuen Polzeigesetz für Brandenburg wird im kommenden Jahr eine standardisierte Kontaktvermittlung zur proaktiven Beratung in Kraft treten.

Die Frauenberatungsstelle sensibilisierte in einigen anderen Institutionen, darunter die Härtefallkommission Brandenburg, das Landgericht und der Ehernamtsabend der Migrationsberatung.

Die Frauenberatungsstelle hat in diesem Jahr ihre Mitgliedschaft beim Bundesverband für Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe (bff) wiederbelebt. Der fachliche Austausch und die Ressourcen des Netzwerkes haben sich schnell als überaus fruchtbar und bereichernd herausgestellt. Als einziges Mitglied Brandenburgs ist die Frauenberatungsstelle gleichsam aufgefordert eine Verbandsrätin zur Vertretung des Landes im bff zu stellen. Dieser Aufgabe hat sich die Mitarbeiterin Luka Bernard angenommen und ist von nun in den Verbandsratssitzungen und bald auch in den Arbeitskreisen des bff vertreten.

Ein sensibler und anerkennender Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt im Frauenschutz war im 2023 nicht nur für die Beratungsstelle, sondern auch den Verein insgesamt ein Thema. Um diese große Aufgabe konstruktiv zu bewältigen, hat der Verein professionelle Referent*innen beauftragt diesen Entwicklungsprozess zu begleiten und zu gestalten.

Auch die Beratungsstelle profitierte von der Kostenübernahme von Viedeodolmetschung durch das MSGIV. Auch weist das Konzept Videodolmetschung an sich einige Vorzüge auf, wie beispielsweise eine erhöhte Anonymität und die Möglichkeit von Ad hoc-Anfragen.

Das letzte Jahresviertel der Frauenberatungsstelle war von akutem Personalmangel geprägt. Eine von zwei Kolleginnen verabschiedete sich Ende September in den Mutterschutz mit anschließender Elternzeit. Da keine Elternzeitvertretung gefunden werden konnte, war die Beratungsstelle bis zum Jahresende mit der verbliebenen Mitarbeiterin nur zur Hälfte besetzt. Das Beratungsangebot wurde auf akute Notfälle beschränkt, die Gremien und Netzwerkarbeit reduziert. Ab Januar 2024 wird es eine Elternzeitvertretung geben, sodass die Frauenberatungsstelle den regulären Betrieb wieder aufnehmen kann, sobald die Einarbeitung der vertretenden Kollegin abgeschlossen ist.

 

 

Frauennotwohnung

Auch das Jahr 2023 hielt spannende und herausfordernde Aufgaben für uns bereit. Fünf Frauen und sechs Kinder konnten 2023 in der Notwohnung aufgenommen werden.

Rückblickend kann gesagt werden, dass sich der Wohnungsmarkt nicht verbessert hat. Viele Mieten wurden erhöht und für unser Klientel war / ist es immer noch schwierig, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Vor allem für Frauen mit geringem Einkommen. Die Kooperationsvereinbarung mit der ProPotsdam, mit insgesamt 10 Wohnung für das Frauenhaus und die Frauennotwohnung, war dabei eine gute Unterstützung und die Zusammenarbeit mit der zuständigen Sachbearbeiterin, Frau Gust, war im Sinne unserer Klientinnen sehr hilfreich.

Als Besonderheit im Jahr 2023 kann die Einführung der fachlichen Leistung für die drei Anti-Gewalt-Projekte, die Beratungsstelle, das Frauenhaus und die Frauennotwohnung, erwähnt werden. Eine neue und jetzt schon gewinnbringende Aufgabe. Zumindest für die Frauennotwohnung.

Das Jahr konnten wir wieder mit einer wunderbaren Weihnachtsfeier im NH Hotel Potsdam abschließen.

 

 

Mädchentreff

Traditionell begrüßten wir das neue Jahr der Katze mit dem vietnamesischen Neujahrsfest in der Pagode Berlin. Die Katze steht für Sensibilität, Wachsamkeit, Intelligenz, Kreativität und Ehrgeiz.

Anfang des Jahres konnten wir unsere neue Konzeption „Geschlechtergerechte und inklusive Mädchen*arbeit“ abschließen. Damit laden wir auch explizit Mädchen* mit Behinderung in den Mädchen*treff ein und passen dementsprechend unsere Angebote an. Schnell konnten wir eine Kooperation mit der Wilhelm-von-Türk Schule abschließen. Bereits in den Winterferien durften wir schon einige gehörlose Mädchen* bei uns willkommen heißen.

Am inklusiven Girls*day veranstalteten wir in Kooperation mit der Handwerksammer und der Willhelm von Türk Schule einen Workshop zum Thema: „GRLX Worx- Mach Handwerk zu deinem Job“. Dabei haben uns zwei Gebärdendolmetscherinnen unterstützt. Mit Mut und Abenteuerlust stürzten wir uns in die Planung neuer inklusiver deutsch-polnischer Begegnungen und haben eine neue Kooperationspartnerin in Barlinek gefunden. In den Sommerferien ist es uns gelungen, die erste inklusive deutsch-polnische Bildungsfahrt unter dem Motto: „Trau dich raus“ an der Ostsee durchzuführen. An sämtlichen Sommerferienkursen haben einige ukrainische Mädchen* aus dem gesamten Potsdamer Stadtgebiet teilgenommen. Durch die sprachlichen Ressourcen des Teams konnten wir Sprachbarrieren überbrücken.

Im Oktober feierten wir gemeinsam mit der Kinderrechtskoordinatorin der Stadt Potsdam, der KuKMa und zahlreichen Mädchen* den Weltmädchen*tag auf dem Bassinplatz. Ab Ende Oktober startete unser neues Projekt: „Zicken-News“- All Inklusive- digitale Teilhabe für alle. Das Projekt wird von einer Kostümbildnerin, einer Medienpädagogin und Gebärdensprachvermittlerin begleitet. Das Projekt dient nicht nur als wirksames Instrument für unsere ÖA, sondern verfolgt ebenso das Ziel neue Mädchen* analog und digital zu erreichen.

Trotz der bedrohlichen Situation auf der Welt schauen wir zufrieden auf das Jahr im Mädchen*treff zurück und arbeiten weiter in der festen Absicht, Mädchen* täglich darin zu befähigen sich mutig für ihre Anliegen einzusetzen und am friedlichen Miteinander zu beteiligen. #FürDenFrieden

Insgesamt konnten wir 2763 Mädchen* mit unseren Angeboten erreichen. (Stand 28.11.2023)