PRESSEMITTEILUNG
Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt an Frauen und Mädchen – Wege aus der Gewalt
Im vergangenen Jahr sind die Fälle Häuslicher Gewalt allein in Brandenburg um 472 auf 6325 Straftaten gestiegen. Dabei waren 74,9% der Täter Männer und 69,5% der von Häuslicher Gewalt betroffenen Personen Frauen[1]. Dies schlägt sich auch in den Zahlen zur Belegung des Frauenhauses und der Frauennotwohnung in Potsdam nieder: Im Jahr 2023 wurden 39 Frauen mit 35 Kindern in das Frauenhaus und die Frauennotwohnung aufgenommen, wobei 136 Frauen aufgrund begrenzter Kapazitäten an andere Frauenhäuser vermittelt werden mussten. Dies entspricht einem Anstieg von 53 nicht möglichen Aufnahmen im Vergleich zum Vorjahr.
„Unsere Erfahrungen zeigen, dass von Häuslicher Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder auf unsere Schutz- und Hilfsangebote angewiesen sind, um sich aus gewaltvollen Verhältnissen zu befreien zu können. Da meist mehrere Formen von Gewalt ineinandergreifen, ist es besonders schwierig, sich allein davon loszulösen. Jeden Fall, den wir nicht aufnehmen können, macht uns wütend. Denn in der Konsequenz bedeutet das, dass sich physische und psychische Verletzungen, die nicht behandelt werden, chronisch werden können und die Betroffenen unter den Langzeitfolgen der Gewalt leiden“, so Katrin Aechtner, Geschäftsführerin des Autonomen Frauenzentrum Potsdam e.V.
Ob Istanbul Konvention oder andere Abkommen zum Schutz von Frauen – obwohl sie geltendes Recht sind, scheitert die Umsetzung meist an der Finanzierung von Strukturen, die für Prävention, Schutz oder Hilfe bei geschlechterbasierter Gewalt tätig sind. Das Fortbestehen und die Straflosigkeit von Gewalt schränkt Frauen in gesellschaftlicher Teilhabe, körperlicher und psychischer Unversehrtheit ein oder endet sogar tödlich. Deshalb ist es umso dringlicher, dass geltende Konventionen auf allen gesellschaftlichen Ebenen umgesetzt werden und das Thema nicht ins Private gedrängt wird.
„Auch der scheidenden Bundesregierung hat in letzter Konsequenz der politische Wille gefehlt, ein Gewalthilfegesetz zu verabschieden, das den Bund in die Finanzierung von Frauenberatungsstellen und -notrufen einbezieht. Mit der geplatzten Koalition wurde nun die Chance vertan, Frauen und Kinder bundeseinheitlich vor Häuslicher Gewalt zu schützen. Das verdeutlicht, dass der gesetzgebenden Politik die Realität der sich zuspitzenden Gewalt nicht ausreichend bewusst ist und sie sich mitverantwortlich macht für jeden Femizid, für vermeidbare Spätfolgeerscheinungen, die dann an anderen Stellen hohe Kosten verursachen“, merkt Aechtner an.
Wir fordern alle auf, wachsam und informiert zu bleiben, ins Gespräch zu kommen, Unterstützung und Kontakte zu Beratungsstellen anzubieten. Das kann das Leben von Frauen erträglicher machen oder sogar retten!
Wir laden Sie herzlich ein, an unseren Veranstaltungen im Rahmen der 16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen teilzunehmen:
25.11.2024
08-10 Uhr in den Bahnhofspassagen
GEWALT KOMMT NICHT IN DIE TÜTE – Infostand des AK Opferschutz
25.11.2024
13-14 Uhr am Landtag
Fahnenhissung
26.11.2024
18:00 Uhr im Thalia Kino
WEGE AUS DER GEWALT – Gespräch und Film „Morgen ist auch noch ein Tag“
05.12.2024
18:00 Uhr im Frauenzentrum
WUT-YOGA. Eine Veranstaltung des NbF e.V.
Mehr Informationen und weitere Veranstaltungen finden Sie hier:
https://frauenzentrum-potsdam.de/veranstaltungen/
https://www.nbfev.de/16-aktionstage-2024/
[1] https://mik.brandenburg.de/mik/de/service/presse/pressemitteilungen/detail-pm-und-meldungen/~13-03-2024-pks-2023# (zuletzt geöffnet am 05.11.2024 um 08.22h)