Keine Station für eure Tradition

 

Potsdam, den 18.04.2025

Am Karfreitag plant die Stiftung Garnisonkirche eine Prozession durch die Innenstadt. Der neue Standort des Autonomen Frauenzentrums am Alten Markt wird als eine der sieben Stationen angekündigt.

Das Autonome Frauenzentrum wurde hierfür nicht angefragt und distanziert sich von der Aktion. Wir möchten nicht mit dem Wiederaufbauprojekt der Potsdamer Garnisonkirche in Verbindung stehen. Das Frauenzentrum und die Garnisonkirche können keine Pilgerstätten auf einem gemeinsamen Pfad sein.

Über Jahre hinweg hat die Stiftung die männlich-aggressive Gewaltkultur verharmlost, die Krieg und Unterdrückung zugrunde liegt und für die die Garnisonkirche steht. Nun will sie mit ihrer Prozession an „Leidende in aller Welt“ erinnern. Mit der „Wiederauferstehung“ der „Geburtsstätte des Dritten Reichs“ bedient die Stiftung Garnisonkirche Sehnsüchte derselben rechten Kräfte, die mit antifeministischer Hetze gleichstellungspolitische Errungenschaften bedrohen und Einrichtungen wie das Frauenzentrum in Frage stellen, die Tag für Tag Hilfe für leidende Menschen leisten.

Die patriarchale Machtarchitektur des Turmes und der rücksichtslose Umgang der Stiftung Garnisonkirche mit der Stadtgesellschaft und öffentlichen Ressourcen stehen im Widerspruch zu den Werten des Frauenzentrums. Der Symbolbau repräsentiert eine Tradition, die von Militarismus, Nationalismus und Kolonialismus geprägt war und in der Frauen systematisch unterdrückt wurden. Die Auswirkungen dieser Tradition zeigen sich auch in der evangelischen Kirche bis heute in Form von Alltagssexismus, sexualisierter Gewalt, Machtmissbrauch und patriarchalen Strukturen.

Als Frauenzentrum engagieren wir uns entschieden gegen patriarchale Strukturen, Antifeminismus und geschichtsvergessene Symbolpolitik. Wir wünschen uns, dass auch andere Institutionen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und sich wirksam mit diesen Problematiken und ihren Ursachen auseinandersetzen. Dazu gehört auch, rückwärtsgewandte Projekte wie den Wiederaufbau einer Militärkirche kritisch zu hinterfragen.

Wir wünschen allen Menschen jeder Religionszugehörigkeit schöne und gewaltfreie Feiertage.

2025 04 18 Karfreitags-Statement