Ein Hexenbesen für Jeanette Toussaint

Jährlich nimmt das Autonome Frauenzentrum Potsdam e.V. die Walpurgisnacht am 30. April zum Anlass, um gegen Gewalt an Frauen zu protestieren. Verbunden damit ist die feierliche Verleihung des Hexenbesens, der an aktive Frauen vergeben wird, damit sie mit der erforderlichen Kraft schwungvoll für die Interessen von Frauen kehren.

Am 28. April haben wir den Hexenbesen an die Ethnologin Jeanette Toussaint verliehen.

Jeanette Toussaint, 1964 in Potsdam geboren, ausgebildete Gärtnerin und Floristin, Studium der Europäischen Ethnologie, Soziologie und Gender Studies an der HU und FU Berlin, seit 2005 freiberufliche Ethnologin in Potsdam, wissenschaftliche Mitarbeit an Ausstellungs- und Forschungsprojekten, unter anderem in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück an der Ausstellung „Im Gefolge der SS: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Frauen- und Geschlechtergeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, Nationalsozialismus, KZ-Forschung, Nachkriegsjustiz, familiäre Tradierung von Erinnerungen an die NS-Zeit, Regional- und Kinogeschichte. 2011 erschien von ihr im Märkischen Verlag Wilhelmshorst „Ich bin für Potsdam das rote Tuch. Anni von Gottberg und die Bekennende Kirche“.

Seit vielen Jahren forscht sie zur Frauengeschichte in Potsdam und darüber hinaus. Hervorzuheben sind ihr Engagement für das Projekt „FrauenOrte“ im Land Brandenburg, mit der wegweisende Frauen und ihre Leistungen gewürdigt werden, und ihre Beteiligung am Potsdamer Projekt „Frauenwahllokal“ zum 100-jährigen Jubiläum des Wahlrechts für Frauen.

Aktuell erforscht sie die Geschichte der Potsdamer Frauenbewegung 1989/90, aus der heraus einerseits die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (UIPF) hervorging, aber auch 1990 das Frauenzentrum gegründet wurde. Hier ist Toussaint nicht nur Forscherin, sondern auch selbst Zeitzeugin. Unter dem Titel „Wir dachten, wir können die Welt aus den Angeln heben. Die Unabhängige Initiative Potsdamer Frauen (1989 bis 1995)“ sind die Ergebnisse auf unserer Webseite abrufbar. In Planung ist außerdem eine Ausstellung in der Gedenkstätte Lindenstraße.