Hexenbesenverleihung 2021

Hexenbesen an die Hebammen des Geburtshauses „Apfelbaum“ verliehen

Zwölf Hebammen arbeiten derzeit im „Apfelbaum“. 2020 wurden 61 Kinder hier geboren, dazu kamen 61 Hausgeburten. Claudia Krönke hat im Januar 1999 die Hebammenpraxis in der Tuchmacherstraße eröffnet. Im März wurde der Geburtsraum eingeweiht: mit Baby Nummer eins. Seit 1999 wurden fast 800 Kinder hier geboren. Ziel des Geburtshauses ist es, Schwangere und Paare während der Schwangerschaft und der ersten Zeit mit dem Säugling umfassend und persönlich zu begleiten.  Frauen werden dabei unterstützt, bewusst, selbstbestimmt, seelisch und geistig gesund mit ihrer Schwangerschaft, der Geburt und ihrem Neugeborenen umzugehen. Das Geburtshaus und das Hebammen-Team erhalten die Auszeichnung stellvertretend für alle Hebammen im Land.

Mit der Verleihung des Hexenbesens an die Hebammen des Geburtshauses „Apfelbaum“ möchten wir auf die prekäre Situation der Hebammen aufmerksam machen. Die Arbeitsbedingungen der Hebammen haben sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert. So sind etwa für freiberuflich tätige Hebammen die Beiträge zur Haftpflichtversicherung in den letzten Jahren massiv angestiegen – so stark, dass sie einen großen Teil ihrer Einnahmen dafür aufbringen müssen. Zugleich ist die Entlohnung, gemessen an der Verantwortung deutlich zu niedrig. Die Folge ist, dass immer mehr Hebammen ihre freiberufliche Arbeit ganz oder teilweise aufgeben und dafür als angestellte Hebammen in Kliniken arbeiten.

Hebamme Katja Hecker im Gespräch mit Vorstandsfrau Heiderose Gerber

Doch auch in den Kliniken ist die Situation der Hebammen äußerst angespannt, denn der Kostendruck des Gesundheitssystems betrifft auch das Thema Geburt. So müssen Hebammen statt einer eins-zu-eins Betreuung oft drei oder vier Frauen gleichzeitig begleiten, um Kosten zu sparen. Viele Kliniken haben ihre Geburtsstationen sogar komplett geschlossen.

Die Corona-Pandemie erschwerte die Betreuungssituation nochmals. So erlaubten vor allem im ersten Lockdown viele Kliniken keine Begleitperson, die die Geburt unterstützend begleitet hätte.

Diese Situation ist nicht nur für die Hebammen, sondern auch für die werdenden Mütter problematisch. Wenn es immer weniger Hebammen gibt, schränkt das nicht nur die freie Wahl des Geburtsortes ein, es sorgt auch dafür, dass es immer schwieriger wird, einen Platz in einem Geburtsvorbereitungskurs zu bekommen und eine Hebamme für die Vor- und Nachsorge Zuhause zu finden.

 

Eine flächendeckende Versorgung mit Geburtshilfe und eine umfassende Begleitung der Frauen muss Standard sein. Dazu brauchen wir mehr Hebammen, freischaffend, in Geburtshäusern und in Kliniken, die gut bezahlt sind und die Wertschätzung bekommen, die sie verdienen.

Heiderose Gerber, geschäftsführende Vorstandsfrau des Autonomen Frauenzentrums

 

Weitere Informationen zur Situation der Hebammen gibt es unter: https://www.unsere-hebammen.de/